Ich hab da mal was ausgegraben: Die Kunst, Musik zu finden
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In Zeiten von automatischen Playlists und algorithmischen Empfehlungen ist Crate Digging ein stiller Akt des Widerstands.
Es geht nicht um Nostalgie. Es geht um Identität.
Der Begriff stammt aus der Vinylkultur:
„Crate“ bedeutet Kiste, und genau darin lag früher die Musik. DJs durchwühlten stundenlang diese Kisten (oft aus Holz oder Kunststoff), auf der Suche nach vergessenen Perlen, limitierten Pressungen, versteckten B-Seiten. Crate Digging heißt wörtlich: „in Kisten graben“ – musikalisch und symbolisch.
Ende der 90er war ich selbst viel unterwegs.
In Magdeburg, wo ich wohnte aber auch regelmäßig in Potsdam und Berlin.
Es gab diese kleinen Plattenläden, oft versteckt in Seitenstraßen oder Hinterhöfen. Orte, an denen du nie einfach nur „mal gucken“ konntest.
Man kam nie ohne Vinyl raus.
Das Geld war knapp, ich war armer Auszubildender, aber für frische Vinyls musste immer etwas da sein. Es war ein echtes Investment in Sound, Vibe und Identität.
Es war nicht nur das Finden, sondern das Hören. Das Staunen.
Manchmal ein Track, den man allein im Laden dreimal hintereinander laufen ließ.
Manchmal ein weißes Label mit Edding. Kein Shazam, kein Link, kein Name, nur Gefühl.
Heute sucht man bequem zu Hause am Rechner,
aber eines ist bei mir gleich geblieben:
Ich lasse mich bis heute gern von anderen DJs inspirieren, stöbere durch Sets, Playlists oder Liveaufnahmen.
Und ich bin jedes Mal aufs Neue dankbar, wenn ich wieder einen richtig starken Track finde, egal ob alt oder neu.
Diese Freude hat sich nie geändert.
Reminder:
People who show you new music are important.
Crate Digging ist für alle, die Musik nicht nur hören, sondern ernst nehmen.
Als Teil von sich selbst. Und als Geschenk an andere.